In der Zauberer-Werkstatt

Nordfriesland Tageblatt 12.03.2019

Bei Joko Mado lernen Kinder und Erwachsene die Grundlagen der Zauberkunst

Joko Mado hält ein kleines Herz aus Schaumstoff ins Publikum und umschließt es mit seiner Hand. Als er die Faust wieder öffnet, ist es verschwunden. Mit seinem Zauberstab klopft er auf eine Metallschale, die vor ihm auf dem Tisch steht – und was liegt darunter? Das verschwundene Herz! Auf diese Weise lässt Joko Mado drei weitere Herzen verschwinden, begleitet vom verwirrten Blick der Zuschauer. Sie alle werden an diesem Tag in die Kunst der Zauberei eingeführt und einfache Tricks lernen.

„Herzlichen Glückwunsch, dass ihr euch zu diesem Kurs angemeldet habt, denn am Ende werdet ihr alle zaubern können!“, begrüßt Zauberer Joko Mado, der im wahren Leben Erwin Joost heißt, seine neuen Zauberschüler. Den März über wird sich der Niebüller Zauberkünstler mit den Kursmitgliedern einmal pro Woche in der Familienbildungsstätte treffen und ihnen Zaubertricks beibringen und vorführen. Aber zaubern könne kein Mensch, klärt Joost gleich zu Beginn auf. Zauberkunst bestünde vielmehr aus Tricks, Fingerfertigkeit, Spielerei und Ablenkung.

Wie wichtig die Ablenkung des Publikums ist, zeigt er direkt mit dem ersten Trick, bei dem er eine Münze in seiner Hand verschwinden lässt und sie mit einem Husten wieder zum Vorschein bringt. „Wie hast du das gemacht?“, fragt Jonne verwirrt. Er hat seinen Opa zur Unterstützung mitgebracht und übt mit ihm zusammen an den Zaubertricks. Kursleiter Joost ist es wichtig, dass die Kinder in Begleitung von einem Eltern- oder Großelternteil sind, um das gemeinsame Einüben der Tricks und die Zusammenarbeit zu fördern. Denn Zauberei sei für jedes Alter spannend, und so ist am Ende eine bunte Mischung aus fünf Kindern und vier Eltern- und Großelternteilen zusammengekommen.

„Man muss vom Zaubern infiziert werden. Das ist wie eine Sucht“, erklärt Zauberer Joko Mado. Sein Künstlername ist eine Zusammensetzung aus vier Nachnamen, die in seinem Leben eine große Rolle spielen. Einen Fantasienamen brauche nämlich jeder Zauberer, informiert Joost die Teilnehmer gleich zu Beginn.

Seine Liebe zur Zauberei teilte der über 80-Jährige schon immer gern. So hat er vor 30 Jahren im Urlaub ein Kind von Freunden so sehr von der Kunst überzeugt, dass es Zauberer werden wollte und heute ein international bekannter Illusionist ist.

Das Zaubern hat Erwin Joost schon sein ganzes Leben begleitet. In seiner Jugend waren die Tricks für ihn eher eine Spielerei, doch seit er vor 15 Jahren einen Volkshochschulkurs für Zauberkunst absolviert hat, zaubert er offiziell, gibt Kurse und tritt auf Geburtstagen und Hochzeiten auf. Die meisten seiner Tricks hat er sich mit Zauberbüchern selbst beigebracht.

Viele Hobbyzauberer würden heute ihre Tricks durch das Internet Schritt für Schritt lernen, doch dabei gehe die Individualität verloren, beklagt Joost. Zur Zauberei gehöre immer die Persönlichkeit und Mühe des Zauberers, die dieser in seine Tricks integriere. Teilweise übe er mehrere Wochen oder sogar Monate an einem Trick.

Seit zehn Jahren gibt er Kurse, um anderen das Zaubern beizubringen und ist begeistert von der Arbeit mit Kindern: „Ich bin schon über achtzig, aber die Arbeit mit Kindern hält jung!“

Die Kursteilnehmer lernen vor allem einfache Tricks, um direkte Erfolgserlebnisse zu schaffen. „Dann habt ihr heute Abend gleich etwas zum Vorführen!“, sagt Joost lächelnd. Mit seiner geduldigen Art erklärt er die Tricks Schritt für Schritt und gibt jedem individuelle Tipps zur richtigen Ausführung.

Joost hat vor einigen Jahren die Prüfung des magischen Zirkels erfolgreich absolviert und sich somit offiziell als Zauberer qualifiziert. Eigentlich hat er sich damit zur Verschwiegenheit der Tricks verpflichtet. Beim Kurs macht er aber einige Ausnahmen: Die Kinder können einfache Tricks selbst üben, die komplizierten bekommen sie von Joost gezeigt und erklärt. Hinter dem Verschwinden oder plötzlichen Auftauchen von Gegenständen stecken dann eben häufig doch nur ein kleiner Moment der Ablenkung, schnelle Finger und jede Menge Übung.

Inga Kausch niebüll